GeeBee 3 – Einmaliger Racer

GeeBee 3 – Einmaliger Racer

Design ist Geschmacksfrage. Was dem einen gefällt, muss für andere noch lange nicht gut aussehen. So polarisierend ist sicher auch der Entwurf zur Gee Bee R3 – ein Flugzeug, das es bis heute nur als Modell gibt. Dass ich es als Bauplan vorstelle verdeutlicht, wie ich über die Designstudie denke. Der Racer ist definitiv eine Depronplatte wert.
Aufwändig zu bauen ist die kleine Kiste nicht, doch zwei Dinge sollte man beherzigen. Erstens entfalten Rumpf und Radpuschen ihre Wirkung erst nach dem Einsatz von Schleifpapier. Hier ist mit viel Gefühl eine Menge Material abzutragen. Vom „runden“ Ergebnis dieser Arbeit hängt das spätere Erscheinungsbild maßgeblich ab. Zweitens sollte trotz der simplen Bauweise aus Kastenrumpf und ebener Fläche aus 3-Millimeter-Depron frei von Zeitdruck gebaut werden. Husch, husch heißt Pfusch. Da schleicht sich schnell Verzug ein, was negativ auf die Flug­eigen­schaften zurückfällt. Wer jedoch eine Woche lang jeden Abend für drei bis vier Stunden etwas Muße aufbringt, wird mit einem außergewöhnlichen Racer belohnt. Und so gelingt’s:

Same Procedure
Wie so oft, beginnt es auch bei der Gee Bee 3 mit dem Rumpfbau. Die beiden Seitenteile sind aus 3 Millimeter (mm) dickem Depron, die vier Boden- und Deckel-Teile hingegen aus 6-mm-Depron auszuschneiden. Besonders bei den 6-mm-Parts ist auf einen exakt rechtwinkligen Schnitt mit einem scharfen Abbrechklingenmesser zu achten. In den Seitenteilen werden von Beginn an die Ausschnitte für die Tragfläche und das Höhenleitwerk eingebracht; die EWD beträgt ein Grad. Damit beide Letztgenannten später exakt fluchten, ist bei den Ausschnitten absolute Deckungsgleichheit gefragt.

Entsprechend der geschwungenen Rumpfkontur, sind Boden und Deckelteile vor dem Verkleben vorsichtig über eine Tischkante zu walken. Wenn alle vier Teile einwandfrei passen, werden sie mit Uhu por zunächst auf ein Seitenteil geklebt. Bereits jetzt folgt der komplette Einbau von Antriebs- und RC-Komponenten einschließlich Ruderanlenkungen.

Innereien
Für Vortrieb sorgt ein schmaler, leichter Außenläufer von Hacker, der A10-7S. Zum Dosieren des Stroms dient der Regler Hacker X7. Der Energielieferant kommt ebenfalls aus dem Hause Hacker, nämlich ein 2s-LiPo mit 350 Milli­ampere­stunden Kapazität vom Typ ThunderPower. Schwung in die Sache bringt ein 7 × 3-Zoll-Propeller von GWS.

Zur rechten Verteilung eingehender Funksignale ist ein Spektrum-Empfänger AR6100 dienstverpflichtet worden. Ihm unterstellt sind drei Digi 5G-Servos von Jamara. Zum Anlenken von Höhen- und Seitenruder finden entsprechend abgelängte Ein-mm-CFK-Stangen Verwendung. Eine Besonderheit ist lediglich der Einbau des Quer­ruderservos, nämlich im Rumpfinneren. Nur das Ruder­horn schaut wenige Millimeter aus dem Rumpf heraus. Apropos Ruderhorn: Da man später an die Servos nicht mehr ­rankommt, sollte man beim Seitenruder kein weit außen liegendes Loch wählen. Das würde zu große Ausschläge verursachen.

Als Motorspant empfiehlt sich 1,5- bis 2,0-mm-Sperrholz. Dieser wird mit ein Grad Motorsturz und zwei Grad Seitenzug eingeklebt. Für guten Halt sorgt an dieser Stelle Beli-Zell. Am Ende des Rumpfs sind sogleich die Durchbrüche für die CFK-Stangen vorzunehmen. Etwas PVC-Rohr als Gleitlager eignet sich hier optimal zur Führung. Noch ein kleiner Tipp: Bitte auch den Empfänger fixieren, damit er später nicht frei im Rumpf hin und her wackelt. Vor dem verzugsfreien Auf­kleben des anderen Seitenteils ist nochmals ein Funktions­test durchzuführen.

Die Platte
Gut 700 mm Spannweite bei 140 mm Tiefe bringt die Tragfläche mit. Statt eines gewölbten Profils, das sicher funktionieren würde, ist sie eben, erhält aber acht Grad V-Form. Zunächst sind die beiden Flächenhälften aus 3-mm-Depron auszuschneiden und dann die Aus­schnitte für den mittleren Flächenverbinder aus 0,6 × 3-mm-CFK einzubringen. Bei dieser Gelegenheit kann man auch gleich die Querruder abtrennen und
mit einem Streifen Tesa wieder anscharnieren.

Zur Versteifung der Fläche dient ein 600 mm langes 0,6 × 3-mm-CFK-Flachprofil. Dieses wird geteilt, dann aber mit einem 40 mm langen Flachprofil und etwas Sekunden­kleber in 8-Grad-V-Form wieder zusammengefügt. Das CFK-Teil, die beiden Flügelvorderkanten sowie die mittigen Stoßkanten der Fläche mit Uhu por einstreichen, mindes­tens 30 Minuten ablüften lassen und dann alles sorgfältig miteinander verbinden. Erst die linke, dann die rechte Seite. Der ebenfalls v-förmige, mittlere Flächenverbinder wird ganz zum Schluss mit Uhu por nass-in-nass in die Fläche eingeklebt. Der Verbinder verleiht dem Fahrwerk später Halt und federt Landestöße mit ab.

Die nass-in-nass-Methode mit Uhu por kommt auch beim Einkleben der Tragfläche sowie dem Höhen- und Seitenleitwerk zur Anwendung. Das erlaubt ein exaktes, rechtwinkliges Justieren der Teile. Jetzt sind nur noch die Ruder mit den Anlenkstangen zu verbinden und der Zugang zum Akkuschacht auszuschneiden. Dessen Position können Sie dem Schwerpunkt, der bei 42 bis 45 mm hinter der Nasenleiste liegt, entsprechend individuell vornehmen. Fertig programmiert, könnte die Gee Bee 3 bereits jetzt, ohne Fahrwerk, fliegen. Könnte, aber ohne die Highlights wäre es nur eine lausige Gee Bee 3.

Rund und puschig
Charmant wird die Lady erst, wenn man ihr einmal kräftig mit dem groben Schleifklotz zu Leibe rückt und die Kanten abstößt. Auch wenn sich die Gee Bee 3 bis hierhin am Küchentisch bauen ließ, geht man zum Schleifen besser vor die Tür. Alle Rumpfkanten erhalten eine deutliche Rundung. Umso runder, desto hübscher. Erst Schleifpapier 80er-Körnung nehmen, dann 150er und zum Schluss mit 300er darüber gehen. Wenn der Rumpf einer Banane gleicht, sind Sie am Ziel. Fast, es fehlen noch die Puschen.

Jedes Fahrwerk besteht im Wesentlichen aus vier 6-mm-Depron-Teilen. Den Anfang machen die beiden mittleren Elemente. Sie werden mit Hilfe einer Schablone ausgeschnitten und vollflächig mit Uhu por eingestrichen. Bei einem Mittelteil sind an der oberen Seite ein etwa 65 mm langes 0,6 × 3-mm-CFK-Flachprofil und links sowie rechts – nahe am Rand – je ein etwa 120 bis 130 mm langer Ein-mm-CFK-Rundstab festzukleben. Jetzt kommt das andere Mittelteil deckungsgleich drauf. Mit Hilfe einer ­weiteren Schablone und einem sehr scharfen Cutter kann schließlich der Ausschnitt in der Mitte des Mittelteils ­freigelegt werden.

Nun sind mit Uhu por das linke und rechte Puschenteil an den Fahrwerksträger anzukleben. Anschließend ist mal wieder Schleifen angesagt, um dem Fahrwerk sein charakteristisches Äußeres zu verleihen. Zum Rollen eignen sich Slowflyer-Moosgummiräder mit etwa 45 mm Durchmesser. Als Achse empfiehlt sich ein CFK-Rundstab, der in Ein-mm-Sperrholzträgern gelagert wird. Am Sperrholz finden später auch die Ein-mm-CFK-Fahrwerksstreben Halt. Sie verhindern ein seitliches Wegscheren eines Fahrwerks bei misslungenen Landungen. Das fertige Fahrwerk wird mit Uhu por unter der Fläche festgeklebt.

Endspurt
Aus gerade mal fünf Teilen besteht das Spornfahrwerk, aber jedes einzelne genießt große Bedeutung. Der Ein-mm-Stahldraht federt die Landestöße ab. Rumpfseitig ist der Draht auf einem etwa 50 mm langen Ein-mm-Sperr­holzstreifen gelagert, der mit Uhu por am Rumpfboden befestigt ist. Formgebend für den Spornpuschen ist ein Ein-mm-Sperrholzträger. In diesem Bauteil ist auch ein Radimitat enthalten. Puschig wird es durch die links und rechts am Sperrholz angebrachten 6-mm-Depron-Elemente, die noch passend zu schleifen sind. Leider lässt dieses Heckfahrwerk nur auf sehr glattem Boden gutes Lenken zu – dafür ist es stabil.

Yeah, die Gee Bee 3 ist fast fertig. Es fehlt noch ein Spinner, der schnell aus vier Lagen 6-mm-Depron hergestellt ist – siehe dazu auch FlugModell 4/2010. Dann noch etwas Farbe für ein angedeutetes Cockpit und ein gefälliges Finish. Hier kann jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Vollgas
Das Seitenruder erhält ±10 bis 15 mm Ausschlag. Das Höhenruder schlägt ±15 bis 20 mm aus und die Quer­ruder ±10 mm. Die Gee Bee 3 startet problemlos vom Grasboden – der muss keine Golfplatzqualität haben. Während der ersten Runden sollte man sich an die Seitenruderwirkung herantasten und daran gewöhnen, denn bei Vollausschlag sind sehr enge Wenden möglich. Zum sauberen Kurven empfiehlt sich der Einsatz aller Ruder. Insgesamt will die Gee Bee 3 geflogen werden und setzt Flugerfahrung voraus. Ein gefühlvoller, weiträumiger Flugstil passt am besten zum Modell. Enge Flugmanö­ver gehen, wirken aber hibbelig. Die Gee Bee 3 ist kein Funflyer. Vielmehr überzeugt sie durch ihr Flugbild. An dem kann man sich, je nach Stromverbrauch, zwischen sieben und zehn Minuten sattsehen.