Fournier RF-4D – Der Allrounder aus dem Hause BMI

Fournier RF-4D – Der Allrounder aus dem Hause BMI

Es fällt schwer, die französische Fournier R-4 D in eine Schublade zu stecken – und das nicht nur wegen ­ihrer Größe. Tatsächlich könnte man sie als eierlegende Wollmilchsau betiteln. Ursprünglich als Motorsegler ­konstruiert, taugt sie auch bestens für einfachen Kunstflug und obendrein noch als Reiseflugzeug. Weder Fisch noch Fleisch also? Wir werden sehen, was sich davon auf das Modell von BMI übertragen hat.Das Modell ist eine Holzkonstruktion, die mit sehr leichtem mehrfarbigem Polycoat überzogen ist. Die Motor- und Kabinenhaube bestehen aus Kunststoff. Als Antrieb empfiehlt BMI einen Brush­lessmotor, der von einem 3s-LiPo mit 2.000 bis 2.500 Milliamperestunden Kapazität versorgt werden soll. Tatsächlich ist nur noch die Fernsteuerung einzubauen, bevor es zum Erstflug geht.

Le construction

Der Inhalt des Bausatzes macht einen vollständigen Ein­­druck. Man findet einen sehr sauber gebauten und be­­spannten Rumpf mit bereits montiertem Spornrad sowie zwei Trag­­flächenhälften und die Leitwerke in guter Quali­tät vor. Motor­­haube und Spinner sind bereits lackiert, die Bowden­­züge eingebaut und sogar der mit Stoff bekleidete Pilot hat in dem fertigen Cockpit schon mal Platz genommen. Fahr­­werke, Räder und alle notwendigen Kleinteile finden sich nach Baustufen sortierten Plastiktüten. Ein schon zusammengebauter Motorträger und ein paar mit Laser ausgeschnittene Holzteile sowie eine umfangreich bebilderte Bauanleitung mit deutscher Übersetzung runden den ersten positiven Eindruck ab.

Als Motor kam bei diesem Modell der Spitz Duo 25 von BMI zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine kombinierte Konstruktion, bei der Regler und Motor eine Einheit bilden. Auch liegt dem Antrieb bereits eine Programmierkarte bei. Leider fehlt hierfür jedoch eine Anleitung, die aber zu verschmerzen ist, da der Regler schon mit der passenden Grundeinstellung versehen ist. Zusätzlich werden noch vier Servos, zwei Verlängerungskabel für die Querruderservos, ein Antriebsakku und natürlich die Fernsteuerung selbst benötigt. Dem Bausatz liegt zwar ein Y-Kabel für die Quer­­ruderservos bei, aber eine einzelne Ansteuerung der Ser­­vos ermöglicht eine wünschenswert programmierbare Querruderdifferenzierung.

Le montage
Der Bau beginnt mit der Tragfläche. Dessen Hälften sollen unter Verwendung eines Holmverbinders mit 30-Minuten-Epoxy verklebt werden. Um eine präzise Ausrichtung beider Flächenhälften zu erreichen, ist ein zusätzlicher Arretierungs­stift vorgesehen. Begonnen wurde mit den Servos. Dessen Ausschnitte bedurften nur geringfügiger Nacharbeitung und für die Verlängerungskabel sind großzügig dimensionierte Kabelschächte eingebaut. Auch das Anbringen der Ruder­hörner und das Einstellen der Gestänge bereitete keinerlei Schwierigkeiten. Die anfangs recht schwergängigen Ru­­der­­flächen konnten durch mehrmaliges Hin- und Herbewegen elastisch gemacht werden. Mit dem anschließenden Einbau der beiden Stützräder in die Tragfläche war der Bauabschnitt Flügel beendet. Für die Verklebung von Höhen- und Seiten­­leitwerk am Rumpf wurde an den Klebeflächen sogar schon die Bespannfolie entfernt. Ein Problem stellte aber wieder die Schwergängig­keit der Scharniere dar. Während beim Seitenruder die schon erwähnte Methode des Hin- und Her­­bewegens zum Erfolg führte, half beim Höhenruder nur eine Neuinstallation der Gelenkscharniere. Als Nächstes wurden die beiden Leit­­werke mit dem Rumpf verklebt und die Servos für Höhen- und Seitenruder am bereits installierten Servo­brett befestigt. Alle Passungen und die Auflage für die Höhen­­flosse stimmten perfekt.

Bei dem Versuch, die Höhenruder über die Bowdenzüge mit dem Servo zu verbinden, gab es ein Problem. Der Austrittswinkel des Bowdenzugs am Rumpfende stimmte nicht, sodass die Gabelköpfe etwa 15 Millimeter zu weit innen am Ruderhorn vorbeiragten. Ein Biegen nach außen führte aufgrund der hohen Steifigkeit des Bowdenzugs zu übermäßiger Schwergängigkeit. So wurde kurzerhand die innere Bowdenzugseele gegen eine elastischere Version ausgetauscht. Um eine verstellbare Verbindung zu den Ruderhörnern herzustellen, kamen dünne Stahldrähte in beiden Enden des beweglichen Teils der Bowdenzüge zum Einsatz und wurden mit einer Klemmverschraubung am Ruder- und Servohorn befestigt.

Le moteur
Nun kommt der vorgefertigte Motorträger mit der angeflanschten Montageplatte zum Einsatz. Da der Spitz-Duo-25-Motor für dieses Modell vorgesehen ist, passten alle Befestigungsbohrungen auf Anhieb. Die passgenaue Motorhaube wurde – entgegen der Bauanleitung, die eine Befestigung mit Tesafilm vorsieht – mit ein paar Holz­schrauben gesichert. Der lackierte Spinner konnte leider nicht verwendet werden, da die Propellerwelle des Motors dafür zu kurz war. Deren Länge reichte gerade für den Pro­­peller und für die Beilagscheibe mit der Befestigungsmutter.

Nun war es an der Zeit, das Modell auszuwiegen. Dazu musste die RF-4D natürlich flugfertig zusammengebaut werden. Die beiden Flächendübel passten genau in die dafür vorgesehenen Bohrungen und auch die beiden Befestigungsschrauben fanden ihre Gewinde auf Anhieb. Mit dem so angeschraubten Flügel fällt sofort auf, wie sorgfältig bei der Flügelauflage gearbeitet wurde. Es war kaum ein Spalt zu erkennen. Das Einsetzen des 3s-LiPos geschieht sehr komfortabel über den großen Zugangs­deckel auf der Unterseite des Rumpfs. Zur Sicherung des Akkus ist sogar schon ein Klettband fest installiert. Der Deckel besitzt Lüftungsschlitze und eine Lasche und einem federbelasteten Riegel hält ihn in Position.

Danach kam das flugfertige Modell auf die Waage. Die angegebenen 1.400 Gramm Abfluggewicht wurden exakt erreicht. Die Lage des Schwerpunkts soll sich in einem Bereich zwischen 70 bis 80 Millimeter von der Flügel­vorderkante befinden. Ohne Trimmgewicht pendelte sich die Fournier bei 80 Millimeter ein. Die Maße der Ruderaus­schläge stammen komplett von der Bauanleitung, nur die Querruder bekamen 50 Prozent Differenzierung. Nun stand einer Flugerprobung nichts mehr im Wege.

Le vol
Der Erstflug fand auf einer kurz gemähten Wiese statt. Die kleinen Stützräder unter den Flügeln bereiteten beim Anblick der Grasstoppeln nun doch etwas Kopfzerbrechen. Noch­mal ein Rudercheck und dann „Vollstrom“. Der Flieger beschleunigte rasant, aber nur um kurz vor dem Abheben einen beängstigenden Kringel am Boden zu beschreiben. Also Gas raus und zurück zum Startpunkt. Erneut die „be­­fore Take-off-Checks“ und schon war die Fournier wieder unterwegs. Dieses Mal hob die Fournier nach zirka 10 Meter Startstrecke ab und stieg steil in den Himmel. Dabei legte sie sogar noch kräftig Fahrt zu. Die Leistung des Antriebs ist mehr als ausreichend und wurde nach Erreichen der Sicher­heitshöhe auf etwa 30 Prozent reduziert, um das Modell in Ruhe auszutrimmen.

So flog die RF-4D schon ganz passabel, aber die Reaktion auf Steuerinputs war teilweise recht heftig. Beim unterschreiten einer bestimmten Geschwindigkeit jedoch be­­schrieb der Flieger unvermittelt und abrupt ein so genanntes „spin entry maneuver“, also das gemeinhin gefürchtete Trudeln. Beim Ausleiten des Trudelns folgte das Modell aber brav weiter den Steuereingaben des Piloten. Die anschließende Landung mit überhöhter Geschwindigkeit verlief ohne Probleme. Das sollte fürs Erste genügen.

Voilà
Als Startbahn für den nächsten Flug kam eine stillgelegte Straße zum Einsatz. Die Fournier beschleunigte auf dem Asphalt sehr rasant und konnte mit etwas Seitenruder nach rechts gut auf der Bahn gehalten werden, bis sie von allein abhob und stabil in den Steigflug überging. Nach Erreichen einer sicheren Höhe begann nun der eigentliche Testflug. Alle üblichen Manöver inklusive einfacher Kunstflug ließen sich sauber fliegen, sogar eine gerissene Rolle war möglich. Nur eines mochte die RF-4D gar nicht: langsame Ge­­schwin­­digkeiten. Beim Reduzieren der Geschwindigkeit trat schon sehr früh der Strömungsabriss auf. Dies quittiert die Fournier mit dem bereits bekannten „Spin Entry“. Das Abfangen mit Gegensteuern bei voller Motorleistung gelang jedoch jedes Mal problemlos. Um genügend Sicherheitsreserve zu haben, sollte man mit entsprechend hoher Landegeschwindigkeit einfliegen. Trotzdem rollte der Flieger selbst auf glattem Untergrund nie länger als 15 Meter. Von Flug zu Flug steigerte sich das Vertrauen in das Modell und die RF-4D machte immer mehr Spaß. Die Flugzeit variiert je nach Flugstil und Thermikeinfluss ziemlich stark, dürfte jedoch bei moderatem Flug bei gut 20 Minuten liegen.

Bilanz
Die Fournier RF-4D von BMI ist sehr sauber aufgebaut und tadellos bespannt. Der Auf­bau an sich erfordert keine großen handwerklichen Fähigkeiten. Einzig die erwähnten Probleme mit den Scharnieren und den Bowdenzügen trüben den ansonsten überaus positiven Eindruck. Das Modell ist aufgrund der erforderlichen hohen Flugge­schwin­digkeit und des Strömungsabriss-Verhaltens nicht als Anfängermodell zu empfehlen. Doch wie das Original ist dieses Modell auch für Kunstflug bestens geeignet. Die Fournier benötigt zum Start einen glatten Untergrund oder einen Werfer zum Handstart. In der Hand fortgeschrittener Piloten stellt dieses Modell allerdings einen wunderbaren Kontrast zu den oft auf den Modellflugplätzen anzutreffenden Modellen dar.