Interview mit Timo Starkloff

Interview mit Timo Starkloff

Viel Gaudi und manchmal auch Spreißel hält Aircombat bereit. In Deutschland genießt diese vergleichsweise ­junge ­Spielart des Modellfliegens eine relativ lange Tradition. Vom 14. bis 18. Juli 2010 findet in Roding-Pösing die ­diesjährige Weltmeisterschaft statt. FlugModell sprach mit dem DMFV-Sportreferenten Timo Starkloff – einem Aircombat-Piloten der ersten Stunde und einer der Organisatoren der Weltmeisterschaft.FlugModell: Seit wann fliegen Sie Aircombat?
Timo Starkloff: Kontakt zur Aircombat-Szene habe ich gemeinsam mit anderen Modellfliegerfreunden 1998 bekommen. Aktiv nehme ich seit 1999 an Wettbewerben teil. Ich kann mich noch an mein erstes Modell erinnern, einen Eigenbau, und zwar die Kawasaki Ki-61.

FlugModell: Was ist für Sie das Faszinierende am Aircombat?
Timo Starkloff: Ganz klar das Adrenalin beim Fliegen und der Zusammenhalt der Piloten. Meine Aircombat-Modelle sind wie die der meisten Teilnehmer selbst gebaut. Heraus­zufinden, ob der Eigenbau den An­­forderungen im Wett­bewerb gerecht wird, reizt mich. Vor allem, weil beim Aircombat immer am Limit geflogen wird. Der ­ausgeprägte Gemeinschaftssinn unter den Piloten gefällt mir sehr gut. Auch nach dem heißesten Fight ist keiner nachtragend. Und manchmal werden so­­gar Modelle verliehen, da­­mit andere weiterfliegen können.

FlugModell: Seit wann gibt es Aircombat und woher kommt es?
Timo Starkloff: Der erste Wettbewerb nach heutigem Schema fand 1996 in Schweden statt. Fuchsjagd-Wettbewerbe gab es bereits früher, aber eben nicht mit ebenbürtigen und vorbildähnlichen Warbirds. Von Schweden aus fasste die Idee 1998 in Deutschland Fuß. Und im Jahr 2000 fand hier sogleich die erste Welt­meisterschaft statt, nämlich in Stadtsteinach.

FlugModell: Im August findet die Weltmeister­schaft wieder in Deutschland statt. Wie kam es dazu?
Timo Starkloff: Zum einen war der Wunsch da, das 10-jährige Jubiläum in Deutschland stattfinden zu lassen. Zum anderen gab es das Angebot vom austragenden Modellflugverein Roding-Pösing, eine solche Veran­staltung durchzuführen. Die deutsche Aircombat-Szene ist sehr aktiv und wir freuen uns, im eigenen Land bei der Weltmeisterschaft fliegen zu können – die Zeit war reif.

FlugModell: Wie managen Sie diese Aufgabe?
Timo Starkloff: Alleine lässt sich so etwas nicht bewältigen, die Organisation wird neben mir von weiteren Personen getragen: Von Rainer Handt, dem First National Contact von ACES (Aircombat Elementary Support) Deutschland sowie vom Verein Roding-Pösing, maßgeblich dem Vorsitzenden Dirk Pfunder. Und natürlich durch die Infrastruktur des Deutschen Modellflieger Verbands.

FlugModell: Welche Aussichten haben deutsche Piloten, auf einem Podiumsplatz zu landen?
Timo Starkloff: Da die Piloten aus Tschechien, der Slowakei und Schweden sehr stark sind, werden wir es schwer haben. Vor heimischem Publikum zu gewinnen wäre schön, aber angesichts der Konkurrenz muss man realistisch bleiben. Unsere Piloten haben sich über die letzten Jahre aber stark verbessert und wir wollen jede Chance nutzen.

FlugModell: Wie viele Länder und Piloten werden teilnehmen?
Timo Starkloff: Aktuell liegen rund 180 Anmeldungen von Piloten und Helfern vor. Die kommen aus 18 verschiedenen Ländern und reisen mit unterschiedlich starken Mannschaften von zwei bis zehn Piloten plus Helfern an. Wir rechnen mit etwa 150 bis 160 Teilnehmern.

FlugModell: Wie läuft eine Wettbewerbsrunde bei der Weltmeisterschaft ab?
Timo Starkloff: In der Vorbereitungszeit vor dem Durch­gang gibt es eine kurze Modellabnahme, bei der die Dreh­zahl des Antriebs kontrolliert wird. Pro Runde starten sieben Piloten und die haben sieben Minuten Zeit, dem Gegner das 12 Meter lange Band, den so genannten Streamer, abzuschneiden. Punkte gibt es für das Ab­­schneiden des gegnerischen Streamers, was Cut genannt wird, wenn der eigene noch die volle Länge hat, sowie die Flugzeit. Letzteres kann durchaus entscheidend sein. Nicht jedes Modell kann sich die volle Zeit in der Luft ­halten, zum Beispiel wegen eines Defekts, eines leeren Akkus oder durch einen schlecht eingestellten Motor.

FlugModell: Welche Rolle spielt denn der Elektroantrieb im Aircombat?
Timo Starkloff: International so gut wie keine, in Deutschland haben wir aber aufgrund des E-Antriebs ­einigen Zuwachs bekommen. Verbrenner haben durchaus Vorteile, zum Beispiel die volle Flugzeit von sieben Minuten bei jedem Wind durchzuhalten. Auch über­­stehen sie eine Außenlandung oder einen Crash besser und sind günstiger in der Anschaffung. Doch E-Antriebe sind ebenbürtig was die Flugleistungen angeht. Geschätzt ein Drittel der deutschen Aircombat-Piloten entscheiden sich für den Elektro-Motor. Das Reglement sorgt für Chancengleichheit bei den Antrieben, so kann jeder das fliegen, was ihm lieber ist.

FlugModell: Wenn man die Modelle betrachtet, dann könnte die Frage aufkommen, ob Aircombat Gewalt verherrlichend ist. Was denken Sie dazu?
Timo Starkloff: Da ist nichts dran. Wie beispielsweise beim Fußball oder anderen Mannschaftssportarten kommt der Reiz daher, sich direkt mit dem Gegner zu messen. Es gibt keine Jury die man verantwortlich machen kann, wenn es mal nicht so gut läuft. Man tobt sich in der Luft aus und verträgt sich am Boden. Und auf der Suche nach Vorbildern für neue Modelle beschäftigt man sich oft mehr mit der Geschichte der beiden Weltkriege als früher in der Schule. Ich möchte damals nicht in einem der Kampfflugzeuge ­ge­­sessen haben.

FlugModell: Ist die Zahl der Abstürze durch Kollisionen bei Aircombat sehr hoch?
Timo Starkloff: Rechnen muss man immer damit. Manch­mal hat man einfach Pech. Der Materialverbrauch ist aber auch vom Können und der Risikobereitschaft des Piloten abhängig. Ein bis zwei Modelle gehen bei mir pro Jahr verloren, und zum Reparieren gibt es immer wieder Anlass. Vieles lässt sich aber an zwei oder drei Abenden ausbessern und ein neues Flugzeug ist in 20 bis 30 Stunden gebaut.