Libray – Jamaras Wasserflieger startet in allen Disziplinen

Libray – Jamaras Wasserflieger startet in allen Disziplinen

Als 1965 die Erstausstrahlung der Spielshow „Spiel ohne Grenzen“ über die Fernsehbildschirme flimmerte, war dies der Startschuss zur kurzweiligen und spannenden Samstagabend Unterhaltung. Die Kandidaten mussten in spaßigen Spielen zu Lande, zu Wasser und in der Luft gegeneinander antreten und ihre Fähigkeiten beweisen. Und genau in diesen Elementen möchte auch der LibRay von Jamara gewinnen.Doch nicht nur zu Lande, zu Wasser und in der Luft, sondern er will auch den Ansprüchen des Herstellers nach einem robusten, handlichen und einsteigerfreundlichem EPP-Modell gerecht werden. Ein um alle Achsen steuerbares Flugboot, das auch noch im Urlaubsgepäck Platz finden würde, soll hier seine Allroundtauglichkeit unter Beweis stellen. Ob der LibRay die Erwartungen an spannende, aber dennoch stressfreie Urlaubs- und Feier­abend­flüge erfüllen kann?

Geschnitten oder am Stück
Auf den LibRay trifft beides zu. Zehn Teile aus hochwertigem EPP, allesamt aus dem Vollen geschnitten und nicht in Formen gespritzt, fallen sofort ins Auge. Beim Test­modell handelt es sich um die farbige Ausführung, für Selbstlackierer ist auch eine weiße Ausfertigung erhältlich. Gering aber vollzählig präsentiert sich der Kleinteilesatz. Dieser umfasst einen CFK-Stab, Ruderhörner mit den zugehörigen Schrauben, zwei Bowdenzüge und Quer­rudergestänge sowie etwas Klettband und einen Motor­spant aus Balsasperrholz. Eine vierseitige Montageanleitung, auf die später noch genauer eingegangen wird, rundet den Baukasteninhalt ab.

Licht und Schatten
Bereits bei der ersten Begutachtung der farbigen EPP-Teile möchte man am liebsten die Sonnenbrille aufsetzen, die grelle Farbgebung lässt auf gute Fluglageerkennung hoffen. Doch während die rechte Flügelhälfte anstandslos durch die Sichtprüfung kommt, muss der linke Flügel nachbearbeitet werden. Ungenaue Einschnitte bei der Herstellung des Elastikscharniers machen das linke Querruder fünf Millimeter breiter als das Rechte. Auf Nachfrage zeigte sich der Hersteller überrascht. Uns liegt also ein Unikat vor. Da der Flügel ohne V-Form ganz gerade aufgebaut wird, ist keine größere Prozedur bei der Ausrichtung vonnöten, weshalb dieser Ar­­beitsschritt auch mit Sekundenkleber vonstatten gehen kann.

Anschließend ist der CFK-Holm einzu­bauen. Dies gelingt am besten mit einer neuen Abbrechklinge, damit das EPP nicht einreißt. Danach wird der Holm bündig in den Ausschnitt eingedrückt und mit dünnflüssigem Sekundenkleber verklebt. Der Mo­­torspant findet rechtwinklig zur Flügel­­unterseite an der Nasenleiste seinen Platz. Das Holz des Spants sollte man versiegeln, um es vor Feuch­tigkeit zu schützen. Die Mo­­torver­kleidung legt sich quasi sau­­­­gend auf der Profiloberseite an.

Quergerudert
Der schriftliche Teil der Montageanleitung benennt als Einbauposition des Querruderservos das hintere Drittel der Flügelunterseite. In der abgebildeten CAD-Zeich­nung ist der hintere Teil der Motorverkleidung auf der Flächen­ober­seite zur Servobefestigung vorgesehen. Also wurde dort der passende Servoausschnitt hergestellt und ein Kabel­durchbruch zur Flügelunterseite angebracht. Nun nur noch das Servo einkleben, die Ruderhörner anschrauben, die Querrudergestänge herstellen und die Tragfläche ist fertig.

Das Servokabel soll laut Bauanleitung recht unkonventionell außen am Rumpf verlegt und durch die Kabinenhaube zum Empfänger geführt werden. Wer jedoch auch einen optischen Anspruch an sein Flugmodell stellt, der bohrt einen Kabelschacht durch den Pylon und den Rumpf, um das Kabel innen zu verlegen. Eine zirka 250 Millimeter lange Servokabelverlängerung ist in jedem Falle notwendig.

Der Rumpf – das unbekannte Wesen
Der Auf- und Ausbau des Rumpfs gestaltet sich für routinierte Modellbauer als Standardprozedere. Die notwendigen Ausschnitte für Servos, Empfänger, Regler und Akku müssen nach eigenem Ermessen eingebracht werden. Es sind zwar Maßangaben vorhanden, doch ist es zweck­­mäßiger, sich an der verwendeten Servo- und Akkugröße zu orientieren. Das Ankleben der Schwimmer und der Leitwerke ist unter Berücksichtigung der Maßangaben schnell erledigt.

Das Montieren der Leitwerksanlenkung könnte Ein­­steiger vor ein Problem stellen. Die Bowdenzugrohre sollen an der Rumpfkante angeklebt werden, doch wie das Gestänge dann spielfrei zum Servo kommt, bleibt dem Erbauer überlassen. Die richtige Einbauposition der Bowdenzug-Rohre ist natürlich die Rumpfoberseite, für das Gestänge muss der Höcker für den Flächen-Pylon auf dem Rumpfrücken an entsprechender Stelle durchgebohrt werden. An­­schließend ist der Flügel auf den Pylon zu kleben. Das Montieren der Empfangs- und Antriebseinheit beenden den Bau.

Jetzt geht die Party richtig los
Bei Vollgas fliegt der LibRay wie an der Schnur gezogen geradeaus und entwickelt dabei recht ordentliche Ge­­schwindigkeit, so macht das Modell richtig viel Spaß. Der Motor passt perfekt, aus verschiedenen Propellern wurde die GWS 8 x 4,3 Zoll als effektivste Latte ermittelt. Damit macht der Motor rund 11.500 Umdrehungen in der Minute bei zirka 14 Ampere Standstromaufnahme und obwohl weder Akku noch Regler im Luftstrom gekühlt werden, bleiben diese lediglich handwarm. Seine Tauglichkeit hat der LibRay in der Luft bewiesen, denn dort ist er nicht kaputt zu kriegen. Der Handstart ist wegen der guten Steuerfolgsamkeit absolut problemlos. Das Höhenruder wirkt aufgrund des relativ kurzen Hebelarms sehr direkt, deshalb wurden 65 Prozent Expo aufgemischt.

Auf dem Wasser gibt es zwei Dinge, die der LibRay nicht so sehr mag: Seitenwind und zu viel Wellengang. Bei Windstille und ruhigem Gewässer gelingen Start und Landung vorbildlich, sofern man besonnen mit dem Gasknüppel umgeht. Zu schnelles Gasgeben quittiert der LibRay gerne mit dem Eintauchen und Überspülen eines Schwimmers. Bei viel Wind, womöglich noch von der Seite, ist der Einsatz aller Ruder gefordert. Das Seiten­ruder erhielt noch 50 Prozent Expo, um beim Start noch feiner steuern zu können. Seine Wasserflugtaug­lichkeit hat der LibRay hier bewiesen. Der LibRay macht im Wasser und in der Luft immer eine gute Figur und macht dank seiner unkomplizierten Flug­eigen­schaften richtig viel Spaß.

Bilanz
Seine Allroundeigenschaften hat der LibRay eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die ansprechende Optik, das außergewöhnliche Flugbild und die ausgewogenen Flug­eigen­schaften lassen die Unklarheiten beim Bau schnell vergessen. Der kraftvolle Antrieb und die gute Steuerfolgsamkeit machen den LibRay zum Feierabendflieger für jeden Freizeitpiloten. Das Spiel mit den Elementen scheint für den LibRay kaum Grenzen zu haben.