Picknick mit dem Icon A5 Innostrike

Wer träumt nicht ab und zu von grenzenloser Mobilität zu Lande, zu Wasser und in der Luft? Die Firma Icon Aircraft kann zumindest für Gutbetuchte schon bald einen gehörigen Teil dieses Traums erfüllen: Für etwa 140.000 US-Dollar kann man das doppelsitzige Amphibienflugzeug A5 bestellen, dessen Flügel zum Transport auf einem Autoanhänger an den Rumpf geklappt werden können. Die Werbung zur A5 stellt zum Beispiel Picknick-Ausflüge an die Ufer schöner Gewässer mit dem kleinen Flugboot in Aussicht. Aber das geht auch wesentlich preiswerter: Die Firma Innostrike aus Oberding bietet für 299,– Euro ein 1.800 Millimeter (mm) spannendes Modell der Icon A5 an, das auch uns Modellfliegern den Picknick-Aufenthalt am Weiher verschönern soll. Viel drin und dran Das aus EPO-Formschaum bestehende Modell beeindruckt aber nicht nur durch Formgebung und Größe: Ein Einzieh­fahrwerk mit lenkbarem Bugrad ist bereits fertig eingebaut und angelenkt, im Rumpf ist eine gelaserte Sperrholz­kon­­struktion zur Aufnahme von Fernsteuerkomponenten und Akku eingeklebt, die Bowdenzüge sind eingebaut, die Rauchglas-Kabinenhaube ist bereits montiert und mit Befestigungsmagneten versehen – nicht zuletzt machen die Schaumteile mit ihrer schönen Detaillierung, der samtig glänzenden Oberfläche und kaum sichtbaren Nähten einen sehr guten Eindruck. Der Hersteller hat das Material ganz offenkundig gut im Griff. Der Unterboden ist mit farblich von den Schaumteilen leicht abweichenden, ­weißen Kunststoff-Tiefziehteilen gegen Verkratzen ge­­sichert. Warum eigentlich? Schließlich kann das Modell mit seinem Fahrwerk zumindest auf glatten Oberflächen Starten und Landen und für den Betrieb auf dem Wasser ist die Schaumoberfläche robust und glatt genug. Weiterhin beinhaltet der Montagesatz alle Kleinteile zur Anlenkung der Ruder, vier Servos, den Brushlessmotor, einen 60-Ampere-Steller, einen fertig montierten Sperr­holz-Motorträger und einen großen Dekorbogen mit vorgestanzten Aufklebern. Die achtseitige Bauanleitung wartet mit 75 farbigen Bildern auf, die teils durch kurze, erklärende Beschreibungen ergänzt werden – das macht Lust auf die Fertigstellung und verspricht baldiges Flugvergnügen. Ein paar Fragezeichen Natürlich soll das Einziehfahrwerk gleich mal zeigen, wie gut es ausfährt und darf die Anlenkgestänge bewegen. Hoppla, das geht aber schwer. Wie soll das ein Servo schaffen? Gleiches gilt für die Anlenkung des Seitenruders mit dem gekoppelten Wasserruder. Jetzt fällt auch auf, dass die dunkle Kabinenhaube den Blick auf ein recht nett geschäumtes Cockpit mit Armaturenbrett, Sitzen und Konsolen versperrt. Dieses könnte mittels wenig Farb­einsatz zum echten Eyecatcher ausgebaut werden, wenn nur die Haube etwas heller und noch nicht verklebt wäre. Laut Montageanleitung sollte dieser Schritt eigentlich dem Erbauer vorbehalten sein. Der Konstrukteur hat wohl auch den Einbau einer Beleuch­tung bedacht. Eine kleine Nut in der Flügelunterseite führt zu den angeformten Einbauplätzen für eine Positionsbe­leuchtung an beiden Flügelenden, ebenso sind im Rumpfbug zwei schöne Plätze für Landescheinwerfer vorgesehen. Auch hier verhindert die fertig aufgeklebte Verglasung den Zugang, sodass man vorerst auf dieses eigentlich schöne Feature verzichten muss. Möchte man das Cockpit trotzdem individuell gestalten und eine Beleuchtung einbauen, bedeutet dies ein deutliches Mehr an Arbeit. Und das Risiko, beim Auftrennen der Verkle­bungen die tiefgezogenen Verglasungen zu beschädigen. Das Runde ins Eckige? Naja, sei’s drum. Dann soll wenigstens schon mal ein Gesamteindruck des fertigen Modells Lust aufs Bauen machen. So werden die Flügel probehalber an den Rumpf gesteckt. Dabei kommt die nächste Überraschung: Der recht kurze, aber dickwandige Alu-Flächenverbinder sitzt alles andere als passgenau in den Führungsrohren der Flügel. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass im Flügel ein Holm aus sehr dünnwandigem Edelstahlrohr mit quadratischem Querschnitt eingeschäumt ist, das vom runden Flächenverbinder mühelos auseinandergedrückt wurde. So soll das beim Testmodell auf keinen Fall bleiben, da der Flächenverbinder seine Kraft nur an der dünnen Be­­rührungs­linie in den an dieser Stelle sehr schwachen Holm einleiten kann. Glücklicherweise lässt sich der Holm mit einer Zange fassen und ohne Probleme aus dem Flügel ziehen. Alternativ wurde ein Alurohr aus dem Baumarkt mit 12-mm-Außendurchmesser mittels Bauschaum in den Flügel eingeklebt. Ein saugend hineinpassendes 10-mm-Rohr dient jetzt als absolut spielfreier Flächenverbinder. Da die rumpfseitigen Sperrholzhalbrippen, die die Flächenverbinder aufnehmen, kaum verklebt waren, wurden sie abgezogen und neu verklebt. Dabei konnte man sehen, dass auch hier seitens der Schaumform ursprünglich ein quadratischer Flächen­ver­binder vorgesehen war. Offensichtlich hat der Ausrüster des Modells einige gute Gedanken des Konstrukteurs der Schaumformen nicht ganz verstanden. Lasst es klappen Der Flügel besitzt neben leichtgängigen Querrudern auch Landeklappen und ist für den Einbau von vier Servos vorbereitet. Auch hier wieder ein nettes Konstruktionsdetail: Das Klappenscharnier ist so ausgelegt, dass nach oben nur geringe, nach unten hin große Ausschläge möglich sind. Die Ruderanlenkungen sind kurz, robust und präzise – so soll es sein. Allerdings passen die beigefügten Servoab­­deckungen nicht auf die recht langen Ruderhebel, sodass die Abdeckungen einfach weg blieben. Dafür werden die Servos mit Wet Protect gegen eindringendes Wasser geschützt. Eine Steckverbindung für die Flächenservos am Rumpfanschluss wurde nicht nachträglich umgesetzt, da die Icon A5 trotz ihrer Größe bequem am Stück in den Kombi passt. Bei Bedarf können die Kabel recht einfach direkt zum Empfänger durchgefädelt werden. Die Flügelbefestigung mittels im Motorträger beweglich gelagertem Sperrholzbrett ist sicher ungewöhnlich, aber sie funktioniert ohne Probleme. Diese gibt es dann aber wieder bei der scheinbar trivialen Befestigung des Höhenleitwerks mit den beigefügten Gewindeschrauben: die im Seitenleitwerk versenkt eingeklebten Muttern haben sich gelöst, sodass die Schrauben keinen Halt finden konnten. Da nichts am Modell aufgeschnitten werden sollte, wurde das Höhenleitwerk nach Einsetzen des Servos fest mit dem Seitenleitwerk verklebt. Aus- und einfahren Zwei weitere Punkte gab es beim Bau zu meistern. Das Hauptfahrwerk musste zunächst mittels Sprühöl gängig gemacht werden, damit das Metallgetriebeservo seine Aufgabe übernehmen konnte. Allerdings besitzt es keine Verriegelung, sodass der Servoeinstellung eine besondere Bedeutung zukommt: einerseits muss der Servoweg sehr genau bis kurz vor den Endanschlag eingestellt werden, da der Anschlag für „Fahrwerk unten“ den vollen Landestoß bei Betrieb an Land aufnehmen muss. Andererseits muss das Bugfahrwerk mechanisch so an das gemeinsame Fahrwerksservo angebunden sein, dass es bei dem vorgegebenen Servoweg seine beiden Verriegelungsstellungen erreicht. Der Einsatz eines eigenen Servos für das Bugfahrwerk würde die Einstellung deutlich vereinfachen. Die Anlenkung des Seitenruders war so schwergängig, dass das Servo die erforderliche Kraft nicht aufbringen konnte. Ursache hierfür ist nicht etwa die gleichzeitige Anlenkung von Bugfahrwerk, Seitenruder und Wasser­ruder, sondern ein offenbar geknicktes Bowdenzug­röhr­chen im Rumpf. Zwar sind zwei verschiedene Röhrchen verlegt – eines zum Seitenruder, eines zum Wasserruder – beide Führungen sind aber gleichermaßen betroffen. Selbst mit dem letztlich eingesetzten, etwas dünneren Anlenk­draht bleibt die Seitenruderanlenkung zu schwergängig für die gewünschte Rückstellgenauigkeit. Der restliche Zusammenbau beziehungsweise das, was aufgrund des hohen Vorfertigungsgrads überhaupt zu tun bleibt, ist schnell erledigte Routine. Das mitgelieferte Dekor ist dünn und bereits vorgestanzt, da kommt Freude auf. Mit dem ganz vorne quer eingebauten 3s-LiPo mit 3.600 Milliamperestunden Kapazität kann der empfohlene Schwerpunkt nicht ganz erreicht werden. Hier ist etwas Zusatzballast in der Nase erforderlich. Die Schwerpunkt­angabe der Anleitung passt übrigens sehr gut. Im Rückblick auf die Montage ist festzuhalten, dass bei einer geringeren Vorfertigung alle genannten Kritikpunkte vermeidbar gewesen wären. Damit hätte die schöne Konstruktion und die wirklich gute Fertigungsqualität der Schaum- und Holzteile den Baueindruck dominiert. In der Luft Jetzt kommt der Moment, wo das Amphibium beziehungsweise die Icon ins Wasser kommt. Schön sieht sie aus, auf dem Wasser. Bei langsamer Fahrt ist die Lenk­barkeit trotz des kleinen Wasserruders nicht allzu gut, aber ausreichend. Beschleunigt man, dann schiebt die A5 zunächst eine schöne Bugwelle vor sich her, bevor sie gleichmäßig auf Stufe gebracht wird und sanft abhebt. Der Wasserstart ist bei diesem Modell kein Automatismus, er will gesteuert werden. So mag ich das. Das sonore Ge­­räusch, das aus dem Zusammenspiel von Flügelhinterkante und 12-Zoll-Druckpropeller resultiert, veranlasst mich nach der ersten gelungenen Wasserung dann doch zu einem scheuen Rundumblick, ob wirklich niemand in der Nähe ist, der sich gestört fühlen könnte. In der Luft verhält sich die A5 nicht anders als erwartet: sie fliegt ruhig und stabil. Auf Höhen- und Querruder­befehle reagiert sie direkt. Dagegen wird das nicht präzise rückstellende Seitenruder im Flug kaum bemerkt. Eine Steuerung aller drei Achsen ist bei einem solchen Modell Pflicht, schließlich ist die Flugästhetik das herausragende Merkmal dieser schönen Konstruktion. Mit Hilfe der Lande­klappen kann die ohnehin recht geringe Mindestflug­geschwindigkeit noch weiter reduziert werden, aber auch ohne Klappeneinsatz sind Wasserstarts und -landungen eine Freude. Beim Aushungern sackt das Modell gleichmäßig durch und bleibt dabei voll steuerbar. Ein Strömungs­abriss ist kaum zu provozieren, schwammige Ruderreak­tionen zeigen frühzeitig an, wenn das Modell zu langsam wird. Die Icon lässt sich gut auf der Stufe übers Wasser dirigieren. Die Stummelflächen stabilisieren die seitliche Lage ordentlich, bei wilder Wasserakrobatik tauchen sie auch mal ein. Das spritzt recht schön, verhakt aber nicht. Bei Seitenwind kommen sie an ihre Grenzen und werden unter Wasser gedrückt, sodass das Modell in Schräglage gerät. In den Wind gedreht, richtet es sich aber sofort­ ­wieder auf. Für längere Gleitfahrten müssen Anstellwinkel und Geschwindigkeit infolge des zerklüfteten Unter­bo­dens recht genau passen, um nicht in den Verdränger­bereich zurückzufallen. Nach einigen Starts und Landungen wollte das Modell beim Gasgeben nicht so recht beschleunigen und ging nicht mehr auf Stufe. Ursache war eine lose Klem­mung des Anlenkhebels für die Einziehfunktion des Haupt­fahr­werks. Die verantwortliche, kleine Inbus­schraube sitzt natürlich weit hinten im Rumpf, ein Zugang ist nur durch eine Bohrung von außen möglich. Am Boden Im weiteren Testverlauf sollte am flachen Sandstrand das Einziehfahrwerk zur Geltung kommen. Ins Wasser fahren, Fahrwerk einziehen und starten – sehr schön. Nach der Landung dann die umgekehrte Richtung: Fahrwerk runter und rausfahren – aber leider will mir das auf dem sandigem Boden gar nicht gelingen. Die Räder versinken im weichen Sand, da hilft auch kein Anlauf – schade. Auf festem Untergrund sind Bodenstarts natürlich kein Problem und normale Landungen steckt das Fahrwerk auch klaglos weg. Harte Landungen sollte man dem filigranen Bugfahrwerk eher nicht zumuten. Beim Hauptfahr­werk muss der Landestoß vom mechanischen Fahrwerks­anschlag abgefangen werden, da aufgrund der fehlenden Verriegelung das Fahrwerksservo trotz Metallgetriebe keine hohe Lebenserwartung hätte. Natürlicher Ballast Zurück zum eigentlichen Einsatzort: dem Weiher. Nach weiteren Wasserspielchen wirkt die A5 hecklastig und das angenehme Handling der ersten Starts und Landungen ist weg. An Land zurückgeholt lässt sich feststellen, dass Wasser in den Rumpf eingedrungen ist. Aber nicht nur im Bereich der Kabine, sondern auch im Leitwerksträger und anscheinend auch im Seitenleitwerk selbst. Öffnungen im Schäumling gibt es durch Einziehfahrwerk und Wasser­ruder zur Genüge. Offenbar gibt es doch den einen oder anderen Hohlraum, in dem das Wasser eindringen und verbleiben kann. Nachdem alles Wasser ausgelaufen ist, passen auch die Flugeigenschaften wieder. Meine Art des Wasserfliegens mit sehr vielen spritzenden Wasserein­lagen provoziert dies natürlich. Letztlich wurde der Schwer­punkt etwas weiter nach vorne verlegt, damit der Einfluss gering bleibt. Nach jedem Flugtag wird die Icon mit dem Heck nach unten gehalten und abgewartet, bis alles Wasser raus ist. Der Druckantrieb der Icon A5 durchbricht die morgendliche Ruhe am Weiher schon recht heftig, sie ist eindeutig einer der lauteren Wasserflieger. Deshalb sollten die Flug­zeiten so gewählt werden, dass möglichst keine lärmsensiblen Mitmenschen anwesend sind. Optisch wirkt die A5 sehr gut und auch das Handling auf dem Wasser sowie in der Luft machen Lust auf mehr. Aufgrund ihrer Größe verhält sich das Modell richtig erwachsen. Das Gewicht lässt im Zusammenhang mit der Kielung und den Stummel­flächen viel Freude im Wasser aufkommen – es spritzt und schwappt nach Herzenslust. Umso wichtiger ist natürlich der Wasserschutz für alle elektronischen Komponenten. Wet Protect schützt zuverlässig gegen nässebedingte Ausfälle. Das Einziehfahrwerk ist sicherlich eine Schau, aber bei sandigem Untergrund wegen der kleinen Räder leider nicht verwendbar. Da eine mechanische Verriegelung nicht vorgesehen ist und das Modell ohnehin nicht auf befestigten Plätzen fliegen würde, fiel die Entscheidung, das BEC nicht unnötig zu belasten und das Fahrwerk ganz zu entfernen. Dabei zeigte sich, dass die Stummel­flächen gar nicht verklebt, sondern nur lose in den Rumpf eingesteckt waren. Wie schon bei der Montage angemerkt, haben sich auch im Betrieb kleinere Schwächen gezeigt, die bei akkurater Vormontage nicht aufgetreten wären. Weniger Vor­­fertigung würde die Verantwortung auf den Modellbauer verlagern, wo sie – je nach Er­­fahrung – vielleicht besser aufgehoben wäre. Das Flugbild und der Spaß am Weiher lassen das dann wieder in den Hintergrund treten.