So viel Spaß macht die Stinson Reliant von D-Power Modellbau

So viel Spaß macht die Stinson Reliant von D-Power Modellbau

Als die Stinson Reliant von Stinson Aircraft auf den Markt kam, hatten Luftfahrt-Enthusiasten wohl kaum Zeit dazu, sich am gelungenen Erscheinungsbild des Hochdeckers zu erfreuen. Denn die Produktion begann und endete genau im Zweiten Weltkrieg. Ursprünglich als leichtes Transport-, Verbindungs- und Schulungsflugzeug von den Amerikanern konzipiert, war die Stinson unter der Bezeichnung Vultee V-77 nach Kriegsende auch auf dem zivilen Markt erhältlich. Während dieses für seine markante Flächenform bekannte Muster auf manntragenden Flugplätzen heutzutage eher selten anzutreffen ist, handelt es sich um ein bei Modellbauern schon eher beliebtes Muster. Seit Kurzem ist bei D-Power Modellbau ein entsprechendes Holzmodell mit einer Spannweite von 1.720 Millimeter im Sortiment, um die es in diesem Test geht.

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Die hochgezogene „Gürtellinie“, das große Maul mit dem mächtigen Sternmotor und natürlich die ungewöhnlich geformten Tragflächen lassen beim Betrachten des neuen Holzmodells von D-Power Modellbau keinen Zweifel aufkommen: das muss eine Stinson Reliant sein.

Doch bevor man das Modell in seiner ganzen Pracht bewundern kann, muss man die Einzelteile aus dem Lieferumfang zunächst einmal zum großen Ganzen vereinen. Dazu benötigt man neben etwas modellbauerischem Geschick im fortgeschrittenen Stadium auch noch verschiedene Arten Kleber und Standardwerkzeug.

Die Stinson Reliant von D-Power Modellbau kommt als ARF-Modell. Tragflächen, Rumpf, Leitwerke und Kleinteile sind bereits sauber gebaut und in rot mit einigen schwarzen Applikationen bespannt. Dafür kommt im Übrigen nur beste Oracover-Folie zum Einsatz, die sich also schnell nachbügeln oder reparieren lässt. Unter der Außenhaut präsentiert sich eine fast schon filigrane Konstruktion aus gelaserten Balsa- und Sperrholzteilen. Das Ganze wirkt aufwändig, fast schon unübersichtlich aber durchdacht zugleich. Die vielen kleinen Teile ergeben eine sehr steife Konstruktion. Dank zahlreicher Aussparungen an den weniger belasteten Stellen in den Holzteilen, sind die einzelnen Baugruppen auch schön leicht.

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Neben dem Rumpf, den Tragflächenhälften und dem Leitwerk finden sich auch noch zahlrieche Zubehör- und Kleinteile im Lieferumfang. Dazu zählen Fahrwerkskomponenten, Anlenkungsteile, Flächenverstrebungen oder auch Dinge für den Innenausbau und die Motorhaube. Auf den ersten Blick macht dabei alles einen guten Eindruck. Neben einem Antrieb, den Servos, Empfänger und Akku wird nichts weiter benötigt, um das Modell fertigstellen zu können.

Da das Testmodell mit einem Vebrennungsmotor ausgestattet werden sollte, waren neben dem Motor samt Auspuff auch noch ein Tank, ein Empfänger- sowie ein Zündakku und insgesamt sieben Servos für die Steuerung des Modells notwendig. Querruder und Landeklappen werden von insgesamt vier Rudermaschinen bedient. Für die über zwei Gestänge angelenkten Höhenruder sowie das Seitenruder kommen noch einmal zwei Servos hinzu. Und schlussendlich wird ein letztes Exemplar zum Bedienen der Motordrossel benötigt.

Standhaft

Da der Rumpf der Stinson – wie beim Original – oben und unten abgerundet ist, gibt es keine gute Auflagefläche zum Arbeiten. Es ist daher unerlässlich, zunächst das Fahrwerk zu montieren. Dazu werden als Erstes die beiden rot lackierten Alu-Bügel seitlich in den Rumpf eingeschoben und dann von unten verschraubt. Dazu ist die Bespannung an den entsprechenden Stellen vorsichtig zu entfernen. Nun werden die Alu-Bügel von jeweils zwei tropfenförmigen Verkleidungen aus bespanntem Balsaholz verkleidet. Zur Befestigung empfiehlt die Bauanleitung einfachen Sekundenkleber, was auch hervorragend hält. Auch der Übergang zum Rumpf kann sehr schön gestaltet werden. Dazu liegen lackierte Tiefziehteile bei, die noch in Form geschnitten werden müssen. Nach dem Ausschneiden wird alles vorsichtig mit Sandpapier geglättet. Die so bearbeiteten Teile werden nun von unten auf die Fahrwerksbügel geschoben und nach einer kurzen Anprobe am Rumpf ebenfalls mit Sekundenkleber an Rumpf und Fahrwerk verklebt.

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Als Letztes sind noch die Räder und Radschuhe an der Reihe. Während die Radachsen, auf denen die Räder einfach mit Stellringen zu fixieren sind, dank einer großen Mutter innerhalb von wenigen Sekunden richtig sitzen, erfordern die Radschuhe etwas Nacharbeit. Besonders die Ausschnitte, in denen sich die Räder drehen sollen, müssen mit einem Messer oder einer Nagelschere vergrößert werden, damit nichts schleift. Ist das erledigt und das Fahrwerk sitzt in seiner vollen Pracht, weiß man auch, dass sich dieser Aufwand gelohnt hat. Wenngleich man erwähnen muss, dass die Passgenauigkeit der Teile nicht auf allerhöchstem Niveau, jedoch der Preisklasse angemessen ist.

Gut gedämpft

Nachdem das Modell nun schon einmal steht, kann es an die Montage des Leitwerks gehen. Dazu gilt es zunächst wieder, die entsprechenden Bereiche am Rumpfheck von der Folie zu befreien. Dann wird das Höhenleitwerk in den Schlitz geschoben und so ausgerichtet, dass es exakt gerade sitzt. Nun werden die Bereiche markiert, an denen Leitwerk und Rumpf verklebt werden, damit man hier die Folie vom Höhenleitwerk entfernen kann. Nur so lässt sich eine feste Verbindung herstellen. Da die Dämpfungsfläche seitlich „saugend“ in den Rumpf geschoben wird, ist die Verklebung nicht ganz so einfach. Man könnte hier mit dünnflüssigem Sekundenkleber arbeiten. Bewährt hat sich jedoch eine Verklebung mit Holzleim. Überschüssiger Klebstoff lässt sich einfach mit einem feuchten Schwamm von der Folie entfernen.

Ist dieser Arbeitsschritt geschafft, können die Ruder anscharniert werden. Das erfolgt dank der Vliessscharniere sehr einfach: Ruder mit den Scharnieren einschieben und dann mit wenigen Tropfen dünnflüssigem Sekundenkleber fixieren. Wichtig hierbei: Ein kleiner Spalt muss bleiben, damit die Freigängigkeit des Ruders auch gewährleistet ist. Dank des sehr guten Anlenkmaterials ist die Leitwerksmontage dann auch schnell vollendet. Nun noch das Spornrad montieren und es kann an im vorderen Rumpfbereich weiter gehen.

Unter die Haube

Der Motoreinbau ist der aufwändigste Arbeitsschritt. Wer einen Elektromotor wählt, der ist schnell fertig, da das beiliegende Montagematerial von durchweg guter Qualität ist und einen schnellen Einbau ermöglicht. Auch der Einbau des empfohlenen 15er-Benziners ist dank der gut gemachten Anleitung kein großer Akt. Im Falle des Testmodells fiel die Wahl jedoch auf einen ganz besonderen Antrieb: einen Dreizylinder-Sternmotor FG19-R3 von Saito (Testbericht in FlugModell 05/2016) mit einem Hubraum von knapp 20 Kubikzentimeter. Um diesen adäquat im Rumpf unterbringen zu können, sind jedoch ein paar mehr Arbeitsschritte notwendig.

Nach einer ersten Anprobe wird schnell klar, dass der Motorträger den Viertakter zwar ohne große Nacharbeiten ganz gut aufnimmt, die Motorhaube jedoch einige Modifikationen erfordert, damit die Ventildeckel genügend Platz haben. Nachdem der Saito am Motorträger befestigt ist, werden daher zunächst die Ventildeckel entfernt. So lässt sich die Motorhaube gerade so saugend aufschieben und die Positionen für die Ausfräsungen können markiert werden. So kann man sich Schritt für Schritt vorarbeiten, um die benötigten Ausschnitte in der Haube so klein wie möglich zu halten. Hierfür sollte man sich genügend Zeit gönnen, um ein anständiges Ergebnis zu erzielen. Und es ist Vorsicht geboten bei der Bearbeitung der GFK-Haube. Denn leider platzt der Klarlack relativ leicht ab, wenn man sich mit einem Dremel daran zu schaffen macht.

Ist das geschafft, wird noch ein weiterer Ausschnitt zur Herausführen der Aufpuffrohre angefertigt. Dieser wird bewusst etwas größer erstellt, damit die vorne eintretende Kühlluft auch wieder entweichen kann. Wie üblich bei einem Benzinmotor, muss man sich noch Gedanken zur Unterbringung von Zündelektronik und Akku machen. Praktischerweise besitzt die Stinson vorne unten bereits werksseitig einen Ausschnitt für den Auspuff eines Zweitakt-Benziners. Da dieser im Falle des Sternmotors jedoch nicht benötigt wird, kommt hier die CDI-Box für die Zündung unter. Die Befestigung erfolgt mit Klettband.

Enge Kiste

Ebenfalls nötig zum Betrieb des Motors ist ein Tank. Und hier wird es etwas fummelig. Denn ein echtes Manko des Modells ist die Zugänglichkeit zum Rumpf bei der Montage des Sprit-Reservoirs. Man braucht Geduld und spitze Finger, um den Tank zunächst in Position zu bringen und dann zu befestigen. Im Testmodell kamen dazu doppelseitiges Klebeband – das gleichzeitig als Rutschhemmer dient − und Kabelbinder zum Einsatz. Nachdem alle Anschlüsse und Leitungen gelegt sind, kann es in der Rumpfmitte auf der Unterseite weitergehen.

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Unter einer großen Klappe – fixiert durch einen Schiebeverschluss – ist genügend Platz zur Montage der Servos für Höhen- und Seitenruder sowie die Motordrossel vorhanden. Direkt davor ist noch reichlich Raum für den Empfänger vorhanden. Für die Stromversorgung des Empfängers kommt ein fünfzelliger Nickel-Akku zum Einsatz und die Zündung bezieht ihre Energie aus einem 2s-LiPo. Beide Akkus sind in der Kabine des Rumpfs ganz hinten auf dem zentralen Trägerbrett montiert. Sie liegen deutlich hinter dem Schwerpunkt und gleichen so das leichte Übergewicht des Sternmotors aus. Auch hier dienen Kabelbinder zur Befestigung.

Nun kann es mit den Tragflächen weitergehen. Hier ist im Grunde nicht viel zu tun. Die vier benötigten Rudermaschinen sind direkt auf den Abdeckungen der Servoschächte zu verschrauben. Mit dem Anschließen der Ruderanlenkungen und der Verlängerung der Servokabel ist auch dieser Arbeitsschritt erledigt. Beim Testmodell wurden die Anschlüsse für Querruder und Landeklappe einer Flächenhälfte jeweils mit einem grünen Multiplex-Stecker zusammengefasst, um Kabelsalat zu vermeiden und eine zuverlässige Steckverbindung zu erhalten, die auch nach mehrfacher Nutzung noch sicher und ohne Kontaktschwierigkeiten hält.

Finale

Im Anschluss an diese Hauptarbeiten geht es an das optische Finish des Modells. Wie beim Original, kommen am Höhenleitwerk zwei Abstrebungen zum Einsatz, die einfach mit Holzschrauben befestigt werden. Gleiches gilt für die Tragflächenstreben. Sie verfügen an den Enden über Alu-Laschen, die direkt in Rumpf beziehungsweise die Flächen geschraubt werden. Zwar stehen dafür entsprechende Punkte zur Verfügung, jedoch ist diese Art der Befestigung optisch und auch technisch nicht sehr elegant gelöst. Dennoch: Die Konstruktion erfüllt ihren Zweck und ist schnell zu montieren. Und wen es stört, der hat somit auch noch ein wenig Raum für die Umsetzung eigener Ideen. Abschließend werden noch die Dekorbilder ausgeschnitten und aufgeklebt. Wer will, kann sich außerdem noch an den Innenausbau mit Sitzen und einer Pilotenfigur machen. Aus Platz und Gewichtsgründen wurde darauf jedoch beim Testmodell verzichtet.

Da der Sternmotor bereits eingelaufen ist, kann es nach der Einstellung der Ruderwege nach Anleitung auch schon auf den Platz gehen – der Erstflug steht an. Mit einem Schlag läuft der Dreizylinder und die Stinson rollt zur Startbahn. Das Rollverhalten ist gut und die Steuerung am Boden sehr angenehm. Da das Fahrwerk für das Modellgewicht jedoch sehr steif ist, neigt der Hochdecker bei Unebenheiten etwas zum Hoppeln. Der erste Start erfolgt ohne Landeklappen. Dank mäßigem Gegenwind nimmt die Stinson zwar nur langsam Fahrt auf, löst sich jedoch schon nach kurzer Rollstrecke willig vom Boden. Zügig zieht der Saito-Motor den Oldtimer-Nachbau kräftig auf Sicherheitshöhe. Die Luftverwirbelungen am Ende der Landebahn über der Baumreihe schütteln den Hochdecker etwas durch.

Nach ein paar Eingewöhnungsrunden das erste Zwischenfazit: Schwerpunkt passt, die Ruderausschläge auf Quer und Höhe sind jedoch zumindest bei böigem Wind und niedrigen Geschwindigkeiten zu klein, um schnell genug gegensteuern zu können. Der Motor hat genügend Leistungsreserven, um den Vogel auch bei Halbgas angenehm durch die Luft zu schleppen. Bei Volllast sind zügige Steigflüge möglich, aber an senkrechtes Steigen bis zur Sichtgrenze ist natürlich nicht zu denken.

Macht Spaß

Nach einer kurzen Zwischenlandung sind die Ruderausschläge etwas vergrößert. Expo braucht dieses Modell übrigens nicht. So eingestellt, folgen auch bald die ersten einfachen Kunstflugfiguren. Loopings, Rollen und mal ein Turn sehen mit dem bulligen Rumpf fantastisch aus und machen Spaß. Motorleistung und Agilität des Modells erlauben dabei vorbildgetreues Fliegen, ohne dass die Maschine dabei untermotorisiert wäre. Ein echtes Kaufargument für den Motor ist natürlich der Sound. Stoisch und angenehm ruhig tickert der Viertakter wie ein Uhrwerk vor sich hin und lässt bei Vollgas auch mal die (akustischen) Muskeln spielen. Wer mit diesem Modell tief und schnell über den Platz fliegt, hat die neidischen Blicke seiner Vereinskollegen sicher.

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Etwas Erfahrung erfordert das Modell dann bei der Landung. Bei Gegenwind lässt man die Landeklappen am besten eingefahren. Sie bringen sonst nur unnötige Instabilität in das Flugverhalten. Im Leerlauf gleitet der Hochdecker im flachen Winkel zu Bahn und will hier sanft aufgesetzt werden. Wer zu langsam wird, provoziert – aufgrund des zu steifen Fahrwerks – wenigstens einige Hüpfer, schlimmstenfalls sogar einen Kopfstand. Ist es dagegen windstill, kann man die Landeklappen ein wenig ausfahren, um schneller herunterzukommen. Gerade bei langgezogenen Fluggeländen ohne Hindernisse ist das jedoch eigentlich überflüssig. Durch das dicke Profil und den bulligen Rumpf baut die Stinson auch ohne Klappen schnell genug Fahrt ab.

Der Bericht ist in der Ausgabe 08/2016 von FlugModell erschienen. Diese können Sie in der Kiosk-App von FlugModell für Android und iOS lesen oder im Alles-rund-ums-Hobby-Shop bestellen.