Zlin 242 L von Georgoo Modell

Bei uns im Verein wird erfolgreich mit einer Morane geschleppt. Die Tieffecker Anordnung sowie das Dreibeinfahrwerk tragen viel zu dem erfolgreichen Einsatz als Schleppmaschine bei. Die Seitenwindempfindlichkeit ist gering und so eine Maschine lässt sich hervorragend am Boden dirigieren. Einzig die Fluglageerkennbarkeit ist bei einem Tiefdecker nicht so gut wie bei einem Hockdecker, da dieser mit den Flügeln auf den Rumpf keinen Schatten wirft. Aber das bekommt man mit der Zeit auch in den Griff. So eine Schleppmaschine stand auch auf meinem Wunschzettel. Eine Verkaufsanzeige in einem Internetforum ließ den Wunsch schließlich in Erfüllung gehen. Angeboten wurde eine Zlin 242 L mit 3.400 Millimeter (mm) Spannweite in Voll-GFK-Ausführung und flugfertig. Das Modell war schon auf den Bildern ein Traum. Eine Zlin 242 L gibt es meines Wissens bisher als Bausatz nur von Bichler in 2.600 mm und mit Styroporflächen. Hersteller der Voll-GFK-Zlin ist Yarosi György, genannt Georgoo. Er hat die Urmodelle gebaut und vertreibt auch das Flugzeug. Fahrt ins Blaue Das Flugzeug hat mir durch seine elegante Linienführung schon immer gefallen – und jetzt genau in dieser Größe, einfach fantastisch. Das gut sichtbare Cockpit schreit förmlich nach einem Scale-Ausbau. Das bedeutete wieder schlaflose Nächte. Und da ich gerne gut schlafe, wurde sofort der Anbieter kontaktiert. Der Standort war in Österreich, nahe Wien. Also den Diesel vollgetankt und den Ritt ins benachbarte Österreich unternommen. Nach fast fünf Stunden Fahrt haben wir uns dann getroffen, und zwar auf einem abgelegenen Modellflugplatz. Die Gast­freundschaft der österreichischen Kollegen war eine Wucht. Mit Freude konnte ich feststellen, dass die Zlin trotz des voluminösen Rumpfs in einen normalen Kombi passt. Georg hat sie gleich aufgebaut und ließ den Motor laufen. Wegen des starken Crosswinds war leider nicht ans Fliegen zu denken. Tage zuvor hatte ich aber schon auf Youtube im Internet einige Flugvideos von Georg und genau dieser Maschine gesehen. Also wurde die Katze nicht im Sack gekauft. Das Geschäft war perfekt und zufrieden fuhr ich mit dem Modell nach Hause. Dort angekommen wurde alles noch einmal gründlich inspiziert und die LiPo-Akkus geladen. Das Cockpit war noch nicht ausgebaut und so gab es einiges zu tun. Zuerst aber war die Technik an der Reihe. Galt es doch, ein anderes Empfangssystem einzubauen. Es wurde von Futaba, das Georg flog, auf Weatronic gewechselt, mit dem ich schon seit drei Jahren ohne Probleme Modellflug betreibe. Ferner sollte das Cockpit nach den ersten Flügen ausgebaut werden. Wie sich vielleicht schon erahnen lässt, kam es leider anders. Technikausbau Georg hatte mir noch vor der Rückreise versichert, einen Cockpitträger nachzusenden, für den die Form schon fertig sei. Bei Engel Modellbau (www.engel-mt.de) konnten Instrumente in Folienform bestellt werden und bei Denu (www.pilotenpuppen.de) der passende Pilot. Wie man vielleicht mittlerweile weiß, gibt es bei mir keine Geister­flieger. Bis die Ware eintraf, sollte es der eingebauten Weiche an den Kragen gehen. Die zuverlässig funktionierende Emcotec-Weiche wurde entfernt und mit ihr auch diverse Kabel. Ein bereits in einer Bellanca mit 3.500 mm Spannweite zuverlässig arbeitender Weatronic 12-22 R III mit GPS und drei Gyros – die aber bisher noch nicht benötigt wurden – fand Platz hinter dem Steckungsrohr der Zlin. Da in diesem Empfänger schon eine leistungsfähige Weiche integriert ist, entfiel der übliche Kabelwust vom Empfänger zur Weiche. Am Receiver sind zwei LiPos direkt angesteckt. Der eine ist der Hauptakku und der zweite wird als Backupakku genutzt. Beide verfügen über eine Kapazität von jeweils 2.700 Milliamperestunden (mAh). Ein dritter LiPo gleicher Kapazität – der Zündakku – wird über einen Zündschalter von SM Modellbau aktiviert. Das Modell wiegt genau 19.500 Gramm (g). Für ein Modell dieser Größe ist das extrem leicht. Der Grund dafür ist einfach: In Österreich darf die Schleppmaschine die Marke von 20 Kilogramm (kg) nicht überschreiten. Hier hat der Hersteller hervorragende Arbeit abgeliefert. Somit benötigt die Schleppmaschine wenig Leistung für sich selbst und es steht ausreichend Kraft für den Modellschlepp zur Verfügung. Die Bereifung wurde gegen etwas schwerere Fema-Räder getauscht. Das zusätzliche Gewicht kann die Maschine mit dem 150 DA-Motor leicht verkraften. Unten liegendes Gewicht kommt zudem der Eigenstabilität zugute. Montiert war eine Zweiblattluftschraube aus Holz von Menz. Um die Geräuschemission zu minimieren, wurde bei Georgoo Modell ein neuer Spinner und bei Engel Modellbau eine Dreiblatt-CKF-Luftschraube mit 29 × 12 Zoll bestellt. Auf die Flügelunterseite hatte der Hersteller ein wenig Eigenwerbung mittels Airbrush aufgebracht. Da das schon in die Form lackiert war, das Modell aber jetzt den Eigentümer gewechselt hat, sollte sich auch das Design ändern. Die Flügelunterseiten wurden zuerst in Weiß RAL 9003 überlackiert und nach dem Trocknen mit roten Streifen im Zlin-Style versehen; das Höhenleitwerk wurde dabei natürlich nicht vergessen. So ist auch die Erkennbarkeit in größeren Höhen besser, wenn es beim Schleppen mal höher hinaus geht. Hohe Qualität Bei der Beschreibung und Ausführung des Modells beziehungsweise der Bausatzqualität, kann man eigentlich nur ins Schwärmen geraten. Alle Teile sind in der Form lackiert und weisen eine hervorragende Detaillierung auf. Sie sind bei maximaler Festigkeit extrem leicht. Alle Ruder, außer den Landeklappen, sind als Elasticflaps ausgeführt und haben an der Unterseite eine halbrunde Dichtlippe anlaminiert. So eine Verarbeitung sieht man eigentlich nur bei F3J-Modellen in GFK. Die Landeklappen sind an sehr stabilen Kunststoffscharnieren befestigt und fahren in einem Bogen nach unten aus. Wenn das Servo so eingebaut ist, dass der Ruderarm bei Vollausschlag in gleicher Linie wie die Anlenkung steht, wird auf das Servo kein Druck ausgeübt und es reicht ein 10-kg-Servo für die Klappen aus. An den Randbögen ist eine Beleuchtung angebracht, die separat erhältlich ist. Ebenso auf dem Seitenruder. Ein doppelter Landescheinwerfer ergänzt die Beleuchtung. Für diesen befindet sich in einer Landeklappe ein Micro­schal­ter. Sobald die Landeklappe nach hinten fährt, schaltet diese den Scheinwerfer an. Das Ganze kann natürlich unabhängig ein- und ausgeschaltet werden. Sämtliches Zubehör ist separat bei Georg erhältlich. Die Anformungen sind schon in die GFK-Teile eingearbeitet. Ich habe mein Modell noch ohne Armaturenträger bekommen. Dieser ist aber mittlerweile fertig und traf eine Woche nach dem Kauf per Post ein. Wieder Georgoo-like superleicht und perfekt verarbeitet. Als Stützstoff kommt hier Balsa zum Einsatz. Die Spanten im Modell sind alle CFK-beschichtet und sauber in den Rumpf eingesetzt. Beim Hersteller können verschiedene Ausbaustufen bis hin zum fertigen Modell bestellt werden. Das ganze Flugzeug besticht durch seinen Leichtbau bei dennoch enormer Festigkeit. Dass dem so ist, sollte ich ein paar Wochen später schmerzlich bei einem Absturz feststellen müssen – aber dazu und zum Wiederaufbau gibt es in einer anderen Ausgabe von FlugModell mehr zu lesen. Groß, größer, am größten Alle Details sind vom Hersteller durchdacht und bei Verwendung eines 150-Kubikzentimeter-Boxermotors ist kein Trimmblei nötig. Das Bugrad ist gefedert und wird mit dem Seitenruderservo angelenkt. Beim Betrachten der Teile fallen immer wieder die vielen kleinen Details auf. Das Hauptfahrwerk ist aus gebogenem, mehrfach verleimten Sperrholz. Das wird anschließend mit einem Kohlefaser­schlauch überzogen. Das Ganze ist fest, extrem leicht und federt hervorragend. Natürlich gibt es auch passende Rad­schuhe dazu. Es ist unglaublich wie viel Platz trotz der beiden Resotunnel noch im Rumpf ist. Die Kabinenhaube ist ein riesen Ding Marke Kinderbade­wanne und schreit förmlich nach einem Ausbau. Sie wird nur vorne und hinten durch zwei M3-Schrauben gehalten. Durch die hervorragende Passung mittels einer halbrunden Kante ist das aber vollkommen ausreichend und es klappert nichts. An der Außenseite konnten noch zwei Halte­griffe angeklebt werden. Das Original ist geteilt und der vordere Haubenbereich wird zum Öffnen Richtung Cowling geschoben. Diese Trennstelle in der Haube konnte durch einen dünnen schwarzen Folienstreifen imitiert werden. Das Seitenruder ist oben einmal gelagert und wird mit einem Stellring gesichert. Unten wird es in eine eingeklebte Lagerung im Rumpf geschoben und von der Innenseite kommt auf die Achse der Stellhebel aus Aluminium. So kann sich das Schleppseil beim Schleppen nicht verfangen. Oben wurde dann noch ein Stahldraht vor die Ausgleichs­fläche des Seitenruders befestigt. Dieser verhindert, dass sich das Seil bei Ausschlag zwischen dem Ruder und der Dämpfungsfläche verhängen kann. Die ganze Mimik ist mit einer Feder versehen und kann zum Transport nach unten geschoben werden. Die Zlin passt nur mit abgenommenem Seitenruder ins Auto. So würde der Draht immer im Weg sein und den Autohimmel ramponieren. Die beiden Antennenattrappen am Seitenruder sind aus flexiblem Bowdenzugmaterial und das Schleppseil kann einfach daran vorbeigleiten. Das Höhenruder ist wiederum sehr leicht und ebenfalls mit Elasticflaps versehen. Der Eigentümer muss nur noch die Ruderhörner einkleben und die Servos einsetzen. Noch erwähnenswert ist, dass nur die beiden Querruderservos über Servodeckel zu erreichen sind. Die Landeklappenservos sowie die Höhenruderservos sind seitlich in die Flügel beziehungsweise Dämpfungs­flächen geschoben und innen verschraubt. Hier stört kein Deckel die hervorragende Optik. Bei Bedarf sind sie dennoch schnell wieder ausgebaut. Die Beleuchtung war bei diesem Modell bereits eingebaut und verfügt neben den normalen Lichtern auch über eine Blitzlichtfunktion. Alles vom Sender aus steuer- oder abschaltbar. Fertigstellung Als Antrieb ist ein DA 150 mit zwei Vierkammerdämpfern eingebaut. Bei einem Zellengewicht des gesamten Modells von unter 20 kg kann aber sicher alles an Boxermotoren ab 120 Kubikzentimeter eingebaut werden. Man muss dann nur sehen, wie man mit dem Schwerpunkt hinkommt. Alles findet übersichtlich seinen Platz und ist zum Laden jederzeit zugänglich. Der doch relativ große Schalter des Weatronic-Empfängers wurde innen hinter die Rumpf­wand geklebt, sodass nur die beiden LED, der Ein-aus-Stecker und der Binding-Anschluss zu sehen sind. Dazu muss der vordere Deckel abgeschraubt werden, was aber kein Problem darstellt. Das hintere Gehäuse wurde dann innen an die Rumpfwand geklebt. Somit entfällt ein größeres Loch im Rumpf. Einzig die beiden LED und die Öffnung für den Ein-aus-Schalter sieht man in der Rumpfwand. Dessen Platz wurde so gewählt, dass die Öffnungen im blauen Streifen sitzen und nicht weiter die Optik stören. Weiter geht es mit dem Tank. Der eingebaute Behälter ist von Toni Clark und fasst 1.500 Milliliter. Das garantiert einige Schleppzüge hintereinander ohne Tankstopps. Die Tankentlüftung ist von vorne unter dem Steckungs­rohr mittels eines Festoschlauchs nach hinten verlegt, damit eventuell austretendes Benzin nicht den Rumpf ­versaut oder im Inneren entlang laufen kann. Der 3-mm-Festo­schlauch ist sehr leicht und lässt sich ­elegant und ohne großen Aufwand im Rumpf verlegen. Er verlässt am Rumpfende den selbigen und sorgt für weniger Putz­ar­beiten nach dem Flugtag. Das waren aber schon die einzigen Umbauten an einem ansonsten perfekt gebauten Modell. Und das Meiste lag am Wechsel der Empfangsanlage. Wie das Original Bauausführung hin oder her, was am Ende doch am meisten interessiert, ist die Antwort auf die Frage nach den Flugeigenschaften eines so großen Modells. Diese sind eine Wucht. Durch das niedrige Gewicht lässt sich die Zlin sehr langsam fliegen und auch landen. Sie kann butterweich aufgesetzt werden. Die Klappen wirken hervorragend und ohne Lastigkeitsveränderungen. Das gewählte Profil liefert genug Auftrieb für ein sicheres Steigen auch bei niedrigem Tempo. Der Motor hat Leistung satt und die Lautstärke ist durch die Resotunnel und die Engel-Drei­blattluftschraube nicht sehr dominant. Und ein paar Akro-Einlagen zwischen dem Schleppbetrieb sind immer wieder das Salz in der Suppe. Wer die Ruderausschläge entsprechend wählt, kann das Modell richtiggehend um die Ecke scheuchen. Aber normalerweise sollte man so ein Scale-Modell auch entsprechend vorbildgetreu durch die Luft bewegen. Das 40-mm-Steckungsrohr aus dem manntragenden Drachenbau steckt jedenfalls alle Belastungen klaglos weg. Nachdem der geschleppte Segler ausgeklinkt hat, kann das Modell mit voll gesetzten Klappen und Standgas senkrecht Richtung Erde abtauchen, ohne groß an Fahrt aufzunehmen. Am meisten Laune macht es, nach dem Schlepp tief anzufliegen, im Schritttempo das Seil über der Bahn ab­­zuwerfen und danach in einer weiten Steilkurve in den Himmel zu ziehen. Wenig später heißt es dann, in leichter Messerfluglage mit hängender Fläche – wie bei einem Warbird – über den Platz zu zischen und das Cockpit zu präsentieren. Alles in allem ein traumhaftes Modell und man kann sich nur wünschen, dass aus der Edelschmiede Georgoo Modell noch mehrere dieser Modelle entstehen werden. Neben feinem Zubehör wie beispielsweise Spinner oder dem Modell einer Agrar-Zlin ist von Georgoo noch ein Segelflugmodell geplant. Mal sehen, was da noch kommt.